Liebe Freunde von
Schloss Lomnitz,
eine friedliche
Stimmung hat bei uns in Lomnitz Einzug gehalten und die beiden Schlösser und
der Park erstrahlen im weihnachtlich-festlichen Lichterglanz.
Die Gasträume und das Hotel sind festlich geschmückt, köstliche Düfte aus
den Restaurantküchen verlocken zum Naschen und mit Vorfreude erwarten wir
unsere lieben Gäste, die über Weihnachten und zum Jahreswechsel anreisen
werden. Ein ereignisreiches und nicht immer einfaches Jahr neigt sich dem Ende
zu. Auch in diesem Jahr möchten wir Ihnen, liebe Freunde, mit diesem Brief die
Möglichkeit geben, von den großen und kleineren Begebenheiten, die hier in
unserem „Lomnitzer Mikrokosmos“ stattgefunden haben, zu erfahren und dadurch
auch ein wenig in unsere kleine von der Schneekoppe und dem Riesengebirge behütete
Welt einzutauchen.
Und tatsächlich
hat sich einiges bei uns ereignet. Das Schloss Lomnitz Team, mit zum Teil schon
seit mehr als 20 Jahre treu mit Lomnitz verbundenen Mitarbeitern hat Zuwachs
bekommen. Einige junge, engagierte, tatkräftig-freundliche neue Mitarbeiter
bringen frischen Wind und die kreative Leichtigkeit der Jugend in unser Leben.
Und so konnten wir mit frischen Ideen tatkräftig in die Frühjahrssaison starten
und einige erste Veränderungen für einen noch erholsameren Aufenthalt unserer
Gäste im Hotel durchführen. Im
Parkbereich unmittelbar vor dem Hotel im Kleinen Schloss gibt es nun einen für
die Tagestouristen nicht zugänglichen Bereich, damit unsere Gäste noch besser
als bisher Erholung und Abstand vom ihrem oft sehr geschäftigen Alltag finden
können. Liegestühle und andere Sitzgelegenheiten bietet nun in privater
Umgebung Raum für Entspannung inmitten der Natur. Auch die zahlreichen
Blumenbeete im Oberpark wurden neugestaltet und statt einjähriger
klassisch-traditioneller Blumenbepflanzung wachsen dort nun die
unterschiedlichsten insektenfreundlichen Blumenstauden, die uns die Natur noch
etwas näher als bisher bringen. Dieser, für einen historischen
denkmalgeschützten Park nicht einfacher Zielsetzung widmete sich der an der
Wiederherstellung der Lomnitzer Parkanlage seit über 30 Jahren tätige Berliner
Gartendenkmalpfleger und ehemaliger stellv. Landeskonservator Dr. Klaus v.
Krosigk. Ihm ist es - wie wir finden - wunderbar gelungen, unsere
Idealvorstellung von abwechslungsreich blühenden Beeten zu verwirklichen.
Traditionell
fanden auch in diesem Jahr unsere beliebten saisonalen Marktfeste statt. Der
Ostermarkt im März eröffnet dabei die Saison und lockte Besucher von nah und
fern in den Gutshof und zum Spaziergang im Park entlang des Bobers. Immer mehr
junge Gäste und Familien entdecken das Hirschberger Tal und finden Erholung in
der lieblichen Vorgebirgslandschaft. Diese Entwicklung, die in einem positiven
Gegensatz zum oft sehr lauten und kommerzialisierten Massentourismus in den
Urlaubszentren der zwei großen Orte im Riesengebirge steht, erfreut uns sehr.
Die entspannte und harmonische Atmosphäre einer lebendigen und angemessen
touristisch genutzten Kulturlandschaft bringt unser wunderschönes Fleckchen
Erde regelrecht zum Schwingen.
Die stillen
Wälder des Landeshuter Kamms/ Rudawy Janowickie mit geheimnisvollen
Felsformationen, unzählige Teiche gleich hinter Lomnitz im
Boberstein/Bobrów und Fischbach/Karpniki aber natürlich auch der
faszinierende Blick auf das majestätische Riesengebirge bezaubern unsere Gäste.
Bei jedem Ausflug, ob zu Fuß, mit dem Rad oder dem eBike kann man so ein
neues Paradies entdecken. Der eBike Verleih im Gutshof hat in diesem Jahr schon
einen recht guten Zuspruch erfahren und ermöglicht auch weniger trainierten
Gästen - wie beispielweise ich es bin – die Entdeckung von höher gelegenen und
weiter entfernten Ausflugszielen. Ich bin selbst überrascht, dass für mich noch
nach 32 Jahren viele Orte eine Neuentdeckung sind. Die kulturelle Vielfalt und
der landschaftliche Reichtum unserer Lomnitzer Umgebung, gerade auch im
Bober-Katzbachgebirge/Gory Kaczawskie mit seinen mittelalterlichen kleinen
Kirchen und geheimnisvollen Burgen sind faszinierend und ein Ausflug dorthin
begeistert mich jedes mal aufs Neue. So wie unsere Welt anscheinend immer
schneller und noch unübersichtlicher zu werden scheint umso mehr schätzen wir
und viele unserer Gäste den stillen Reiz der wunderschönen Landschaft, die sich
direkt vor der Tür des Schlosses erstreckt.
Der romantische
Geist der Landschaft, die im diesjährigen Caspar-David-Friedrich-Jahr eine
Renaissance erlebt hat, ist gerade in unserem östlichen Teil des Hirschberger
Tals mit den zwei die Landschaft prägenden Falkenbergen/Góry Sokole deutlich zu spüren. Wir sind dankbar und auch
ein wenig stolz darauf, dass wir von Lomnitz aus gemeinsam mit Mitstreitern und
Freunden in den letzten Jahrzehnten etwas dazu beitragen konnten, dass
zumindest in unserer Umgebung diese wertvolle Landschaft nicht von Investoren
bebaut wurde und das Auge noch heute über weite Wälder, Felder und Wiesen
streift. Hier betreiben wir unsere kleine Landwirtschaft und sichern dadurch
diese Flächen vor der Zersiedlung.
Ein unbeschwerter
Sommer - wenn auch etwas zu trocken - mit vielen schönen Ereignissen,
Festveranstaltungen und Begegnungen mit liebeswürdigen Gästen verwöhnte uns.
Die wunderbaren, schon vor fast 100 Jahren als „Champagnerlüftchen“ gepriesenen
erfrischenden Winde, die aus den hohem Bergen herab zu uns ins Tal strömen, die
lebhaften Schwalben, die am Abend unsere Gäste nach der Rückkehr von ihren
Ausflügen begrüßen, das Käuzchen welches sehnsuchtsvoll unter dem Sternenhimmel
die Gäste zur Nacht ruft oder sogar - welch eine Überraschung - ein junger Elch, der sich wohl aus dem weiten
Nordosten zu uns in den Park verirrt hat – all das machte für uns und unsere
Gäste den Reiz dieses fast an eine nostalgische Sommerfrische erinnernden
Sommers aus. So muss es wohl auch schon Theodor Fontane bei seinen zahlreichen
Aufenthalten im Riesengebirge erlebt haben. Frische Kräuter, Beeren und Gemüse,
die unsere, selbst bei heißesten Temperaturen unermüdlich im Küchengarten
tätigen Freundinnen Annemarie und Cornelia anbauen, haben -köstlich zubereitet
- zum leiblichen Wohlbefinden unserer Gäste beigetragen.
Neue Aktivitäten,
wie regelmäßig stattfindende gemeinsame Kochveranstaltungen unter der
inspirierenden Anleitung der vor Kreativität nur so sprühenden Natasza fanden
guten Anklang. Zur Entspannung wurden ebenfalls regelmäßig
Kristallklangschalenkonzerte im Bethaus angeboten. Diese werden wir auch im
nächsten Jahr fortsetzen. Es war ein Sommer mit einer besonderen
Beschwingtheit, die das ganze Land erfasste, und den wir vielleicht gerade
trotz der vielen in unserer Welt bestehenden Sorgen und Nöte als ein besonderes
und großes Geschenk empfunden haben.
Diese Idylle
wurde in Niederschlesien und auch bei uns in Lomnitz durch das Hochwasser Mitte
September urplötzlich erschüttert. Die zerstörerische wilde Kraft der
Wassermassen, die die beiden am Schloss und am Gutshof gelegenen Flüsse Bober
/Bobr und Lomniz/Lomnica um ein vielfaches anschwellen ließen, verwandelten den
Park und die Flächen im Gutshof in einen sich bis an den Horizont erstreckenden
riesigen See. Momente voller Angst und Ohnmacht und unendlich viel Leid für die
Bewohner der Häuser direkt an den Flüssen und an den vielen kleineren Bächen.
Aber es gab auch in diesen dunklen
Stunden schöne Momente der Hoffnung dank unerwarteter Unterstützung und Hilfe
durch einen heldenhaften Einsatz von Mitarbeitern und Nachbarn. So konnte der
Schaden an den Gebäuden im Gutshof wenigstens begrenzt werden und eine totale
Überflutung und Zerstörung der tiefer gelegenen Gebäude abgewehrt werden. Der
sogenannte Unterpark jedoch glich nach Abfluss des Wassers einem Schlachtfeld.
Die Aufräumarbeiten begannen sofort, größere Zerstörungen wie weggespülte Wege
und Parkzäune mitsamt schwerer Granitpfosten, zerstörte Böschungen und
Pflanzungen erfordern jedoch umfangreichere Reparatur- und
Rekonstruktionsarbeiten. Als Geste der Solidarität veröffentlichte der Verein
zur Pflege Schlesischer Kunst u. Kultur (VSK)
einen Bericht mit einem Spendenaufruf für Lomnitz. Die Reaktion darauf
überstieg alle Erwartungen. Sehr großzügige Spenden von zahlreichen Menschen
und Organisationen gingen in den Wochen und Monaten danach ein und haben mich
persönlich sehr tief bewegt und uns alle hier in Lomnitz motiviert und
glücklich gemacht. Ganz besonders danken wir den Freunden und Förderer dem
Verein der Freunde und Förderer der Stiftung Kulturwerk Schlesien e.V. sowie
der Schabe Stiftung für ihre sehr großzügige Unterstützung.
So eine Welle der
Hilfsbereitschaft und großzügiger Anteilnahme hätten wir nie erwartet und nun
sind wir voller Freude tatkräftig dabei, den Wiederaufbau des Parks über die
Wintermonate vorzubereiten, um dann im Frühling die Reparatur gleichzeitig mit
einer schon seit längerem geplanten weiteren Restaurierungsmaßnahme durchführen
zu können. Dieses letzte wichtige Restaurierungsprojekt sollte den am Bober
gelegenen kulturlandschaftlich besonders wertvollen Unterpark, der gemeinsam
mit dem an anderem Ufer gelegen Park vom Schloss Schildau/Wojanow einen der
wichtigsten Kernbereiche des „Tal der Schlösser und Gärten“ bildet, wieder in
seinen historischen Zustand zurückführen. Die berühmten preußischen Garten- und
Parkgestalter Peter Joseph Lenné und Fürst Pückler haben diese Anlage als ein
Gesamtkunstwerk im englischen Stil in der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts
geschaffen. Aufgrund der kulturgeschichtlich hohen Bedeutung dieser Parkanlage
haben sich für diese auch wieder unter der Leitung von Dr. v. Krosigk geplanten
Restaurierungsmaßnahme zwei namhafte Stiftungen zur Förderung bereiterklärt -
die v. Hinckeldey-Stiftung/Stiftung Preussisches Kulturerbe und die
Deutsch-Polnische-Stiftung Denkmalschutz. Es ist faszinierend, wie auch aus
einem erst als Unglück erscheinenden Ereignis noch etwas Gutes entstehen kann.
Denn nun sind wir natürlich sehr froh, dass das Hochwasser vor Beginn unserer
eigentlich schon für diesen Sommer geplante Restaurierungsmaßnahme
stattgefunden hat. Zum Glück musste diese aus fördertechnischen Gründen auf das
Jahr 2025 verschoben werden. Nun können wir, dank der Erfahrungen über die
zerstörerische Kraft des Wassers, unsere Restaurierungsmaßnahme gezielt
hochwassersicherer durchführen. Im Schloss Lomnitz, das vor über 30 Jahren noch
eine völlige Ruine mit einem zerstörten Park war, ist von vielen Menschen, die
von einem Streben nach Schönheit und Harmonie geleitet wurden, ein Ort
geschaffen worden, der Zuversicht, Freude und Lebensgenuss ausstrahlt. Nicht
immer gelingt alles sofort nach Plan, aber dank der gemeinsamen positiven Ziele
und immer wieder neuen Inspirationen, durch die vielen Menschen, die sich hier
engagieren, geht es jedes Jahr ein Stückchen voran.
Film - Hochwasser
in Lomnitz: https://www.youtube.com/@Delta%C5%81omnica
Natürlich haben
wir auch für das neue Jahr Pläne und Ideen. Vor allem aber wünschen wir für uns
alle Frieden, Harmonie, Zuversicht und Kraft, um unsere vielen kleinen Welten
in dieser stürmischen Zeit zu bewahren. Die Natur – unsere Mutter Erde – steht
dabei für uns im Mittelpunkt. Nach dem Hochwasser und der erlebten
Zerstörungskraft, die durch einen falschen Umgang mit der Natur verursacht
wurde, möchten wir im nächsten Jahr vor allem das Thema Renaturalisierung des
Flusses Lomnitz unterstützen. Der VSK und Fachleute verschiedener
Umweltschutzorganisationen möchten zumindest an einer Stelle des ansonsten
komplett regulierten Flusslaufes der Lomnitz dem Wasser wieder seinen
ursprünglichen Raum gewähren, um so dem wilden und natürlichen Charakter dieses
Gebirgsflusses gerechter zu werden. Die geplanten Retentions- bzw.
Überflutungsflächen würden bei einem Hochwasser die Wassermaßen in erheblichem
Maße aufnehmen, in dem neuentstandenen Feuchtgebiet könnten sich viele Fisch-
und Vogelarten ansiedeln, die ihren natürlichen Lebensraum schon fast verloren
haben. Sowohl die Natur wie auch die Menschen an den Flüssen Lomnitz und Bober
sehr davon profitieren.
Liebe Freunde von
Schloss Lomnitz, nun habe ich Sie eigentlich über Gebühren mit Informationen
und Gedanken überschüttet. Ich hoffe dennoch, dass es für Sie interessant ist,
etwas mehr von dem, was sich in unseren Köpfen und Herzen und hinter den alten
Schlossmauern abspielt, zu erfahren. Es bleibt mir nun zum Abschluss nur noch,
Ihnen sehr herzlich für Ihre Anteilnahme an Lomnitz zu danken und vor allem
Ihnen Allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in
das Neue Jahr zu wünschen.
Herzlich Ihre
Elisabeth v. Küster und das Schloss Lomnitz Team