Bethaus in Lomnitz

Die schlesischen Bethäuser und das „Bethaus in Lomnitz“
Die Eroberung Schlesiens durch den preußischen
König Friedrich II. brachte den evangelischen Christen in Schlesien, darunter
auch in der Region um Hirschberg, die Freiheit, ihren Glauben offen zu leben.
Eine restriktive Rekatholisierung unter der Herrschaft der Habsburger hatte
zuvor – nach der Zeit des verheerenden Dreißigjährigen Krieges – in der Region
dazu geführt, dass die Ausübung des evangelischen Glaubens verboten und den
Protestanten die Kirchen weggenommen wurden. Trotz einiger späterer Lockerungen
der Bestimmungen war es den evangelischen Gläubigen der Region daher über 80
Jahre lang nur sehr eingeschränkt möglich gewesen, evangelische Gottesdienste
zu besuchen.


Ab 1740/41 war es den Protestanten nun durch
einen Erlass des preußischen Königs möglich, kleine evangelische Gotteshäuser
zu bauen, evangelische Schulen zu gründen und einen eigenen Prediger
einzustellen. In der Region um Hirschberg, dem heutigen Jelenia Góra, nutzten
über 30 Gemeinden diese Chance. Schon bald standen in ihren Dörfern und
Städtchen zwei Kirchen neben einander – eine katholische und eine evangelische.
Es begann eine Koexistenz zweier christlicher Konfessionen, die es in Europa
bis dahin noch nicht gegeben hatte. In ganz Schlesien entstanden bald über 200
solcher Bethäuser. Lange galten sie als Zeichen der Schlesischen Toleranz.
Nach dem Ende des
verheerenden Zweiten Weltkrieges mussten die deutschen Bewohner die Region
verlassen. Neue, polnische Bewohner kamen in die Region. Die meisten waren
katholisch und benötigten die evangelischen Bethäuser nicht. Ein Teil dieser
Gotteshäuser wurde für den katholischen Ritus umgestaltet, ein großer Teil
verfiel und wurde schließlich abgetragen.


Eins dieser
Bethäuser war das im Dorf Rząśnik, dem früheren Schönwaldau. Hier war das ehemalige
evangelische Gotteshaus nach dem Krieg zunächst von einer LPG genutzt worden. Nach der Wende von 1989 kam es in
Privatbesitz und verfiel zur Ruine. 2008 entschloss sich der Besitzer, auf dem
Grundstück eine Lagerhalle zu bauen und beantragte die Genehmigung für den
Abriss. Im Sommer 2008 kam die Erlaubnis. Das Schicksal des Bethauses schien
besiegelt. Doch im letzten Moment fand sich eine Initiative für die Rettung. Es
waren Vereine, Initiativen und engagierte Menschen um die Stiftung Dominum
Lomnitz, die auch den Aufbau von Schloss Lomnitz unterstützt hatten. Da die
Kirche nun mal nicht im Dorf bleiben konnte, half nur, einen neuen Standort zu
finden. Die Wahl fiel natürlich auf Lomnitz. Fachleute aus Polen und
Deutschland begannen das Gebäude abzutragen und noch nutzbar scheinende Teile
abzutransportieren. 2011 konnte im Lomnitzer Park der Grundstein für den
Wiederaufbau gelegt werden. Doch lange warb man um eine Finanzierung. Viele
private Spenden kamen zusammen, doch es dauerte noch mal acht Jahre, bis eine
große Förderung den Aufbau möglich machte. Im März 2020 waren die Arbeiten
abgeschlossen. Die Eröffnung des Hauses war bereits für den 2. April 2020
geplant, musste aber bis in die Zeit nach dem Ende der Corvid-19
Pandemie verschoben werden.



Das „Bethaus in Lomnitz“ wird ein Ort sein, an dem sich Menschen treffen können, um Gedanken, Erinnerungen und Zukunftspläne auszutauschen. Ein Ort für Kultur und Bildung, für Inspiration und Besinnung und auch ein Ort zum Feiern. Das „Bethaus in Lomnitz“ steht allen Besuchern und Besucherinnen offen. Eine digitale Ausstellung mit dem Titel „Schlesische Bethäuser –Schlesische Toleranz“ erzählt in drei Sprachen die Geschichte von 34 ehemaligen evangelischen Kirchen in der Region.
Dieses große Projekt ist auf die Mitwirkung
vieler Menschen angewiesen, denn die Innenausstattung des Bethauses und auch
die Außeranlagen erfordern noch großes Engagement . Daher bitten wir auch Sie
um Ihre Unterstützung, jede Spende, auch noch so klein hilft bei der Vollendung
dieses so besonderen Bauwerks.
Spendenkonto:
Verein zur Pflege schlesischer Kunst u. Kultur
e.V.
Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien Görlitz
Konto Nr. 15004163
BLZ: 85050100
Stichwort: Bethaus Lomnitz
Haben Sie vielen Dank!